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Seite 4 KaWiAr-politisches Revoltenblättchen Erste Auflage/ Januar 2013
Wir freuen uns, dass so viele heute in Kassel gegen patriarchale, herrschaftlich und völkisch – nationalistisch offen rassistische Strukturen auf die Straße gehen und damit nicht nur der Germania Kassel zu zeigen dass wir es nicht einfach hin nehmen wenn in Seminsarveranstaltungen zur „Zukunft der deutschen Volksgruppe in Europa“ referiert wird sondern auch dass wir jegliche partriachale, nationalistische und rassistische Tendenzen in der Gesellschaft und im Universitären Kontext entschieden entgegentreten. Dem Motto der Deutschen Burschenschaft „Ehre, Freiheit, Vaterland“ halten wir entgegen: - „Drauf geschissen!“ Da es in den Redebeiträgen noch genauer um die Deutsche Burschenschaft und die Germania Kassel gehen wir, werden wir im Folgenden kurz darstellen welche Probleme es an der Universität Kassel mit patriarchalen und rassistischen Strukturen gibt und welche Überschneidungen es mit Strukturen wie denen von Burschenschaften im System Universität bestehen. Universitäten sind schon immer ein Hort von Eliten und dienten in den Vergangenheit auch immer Elitenbildung und Machterhalt. So lehnte sich beispielsweise die 1968er Bewegung unter dem Motto „Unter den Talaren der Muff aus 1000 Jahren“ gegen die Herrschaft der Ordinarien auf und konnte immerhin mit zur Demokratisierung und Öffnung der Hochschulen für alle beitragen. Die damals erkämpften Zugeständnisse wurden in den darauf folgenden Jahren und später insbesondere durch die Einschnitte durch Bolgna immer weiter zurückgedrängt. Aber zumindest etwas konnte der Muff gelüftet werden und mit zur Demokratisierung der Hochschulen beitragen. Burschenschaften dienten über Jahrhunderte hinweg u.a. dazu, diese Strukturen aufrecht zu erhalten und damit Herrschaft von Obrigkeiten, Adel und Patriarchat zu sichern. So dient in vielen Burschenschaften das sogenannte „Lebensbund- Prinzip“ dazu, dass die sogenannten alten Herren die Burschis auf wichtige Posten im System zu hieven. Dazu muss diesen durch die Einhaltung |
von starren Ritualen und Traditionen Gehorsam und Folgsamkeit anerzogen werden. Zum andern sind insbesondere Burschenschaften die in der Deutschen Burschenschaft organisiert sind einem biologischen Rassismus verpflichtet. So hat der Deutsche Burschenschaft wie allgemein bekannt sein dürfte in den vergangenen Jahren insbesondere der sogenannten „Arier-Paragraphen“ Negativ-Schlagzeilen eingebracht. Aber auch die Bezeichnung für die ehemalige DDR als „Mitteldeutschland“ seitens einiger in der Deutschen Burschenschaft organisierten Burschenschaftlern ist bezeichnend für das nationalistische Selbstverständnis der Deutschen Burschenschaften. Auch im System Universität ist Faschismus in all seiner Abartigkeit immer wieder anzutreffen. An der Universität gibt es Universitäts- bekannte Nazis beispielsweise im Fachbereich 05 Gesellschaftswissenschaften. Ob nun Graue Wölfe, also Türkische Faschist*innen oder eben Burschis, sie sind alle an der Universität Kassel vertreten. Zur Zeit gibt es durchweg in allen Fachbereichen große Probleme mit Nazipropaganda. Ob Schmierereien im WiSo-Pool oder Aufkleber der Jungen Nationalisten also der Jugendorganisation der NPD. Patriarchale und herrschaftliche Strukturen durchziehen den Organisatorischen Aufbau der Universität Kassel bis heute, wie könnte es auch anders sein im System Universität. „Konkurrenz“ gilt seit jeher als das Prinzip der Wahl im Bildungsbereich und auch sonst in der Gesellschaft. Ob nun in Schulen, wo Schüler*innen in Konkurrenz gegeneinander gesetzt werden um Studienplätze und Ausbildungsplätze, als auch im Studium um Masterplätze oder eben um Arbeit und damit in Konkurrenzen um die besseren Abschlussnoten. Die Universität Kassel ist zwar mal als Reformuniversität gestartet, reproduziert die Herrschaftsstrukturen anderer Universitäten als Teil des |
Systems aber wie selbstverständlich. Die Universitäten stehen u.a. durch die Jahrzehnte andauernde Unterfinanzierung, zunehmend in Konkurrenz zueinander: um Drittmittel, um exzellente Professor*innen oder durch neoliberale Rankings wie das CHE-Ranking in Konkurrenz um Studis mit den besten Noten. Auch den patriarchalen Habitus der Gesellschaft reproduzieren Universitäten quasi unreflektiert. Als kurze Beispiele: Die Universitätsleitung der Universität Kassel ist zu 80% mit männlich sozialisierten Menschen besetzt, die Professor*innenschaft setzte sich zu ungefähr 25% aus weiblich sozialisierten Menschen und zu 75% aus männlich sozialisierten Menschen zusammen. Und auch die verfasste Studierendenschaft steht dem in nichts nach. Emanzipation von patriarchalisch geprägten Strukturen? Fehl am Platz! Stattdessen ist diese beschäftigt mit bürokratischem Kleinkrieg und geprägt von technokratischen Besserwissereien und ewig gestrigem Mackergehabe. Im Studierendenparlament herrscht ein absolut unterirdischer Tonfall, dass Präsidium desselben ist nur mit männlich sozialisierten Menschen besetzt und es gibt einen sogenannten Ältestenrat der schon von der Namensgebung gar nicht geht und ebenfalls, wie sollte es anders sein nur mit männlich sozialisierten Menschen besetzt ist.
Das Problem wird besonders grell deutlich an Beispielen wie an einer Burschenschaft. Es gilt , deutlich patriarchale, sexistische nationalistisch und rassistische Strukturen wie Burschenschaften zu anzugreifen und zu zerschlagen. Es gilt aber genauso, den eigenen Habitus und die Strukturen in der Gesellschaft kritisch zu hinterfragen und sukzessive zu verändern.
Gegen männerbündische Strukturen und Homophobie!
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