“Wir haben in der Vergangenheit immer von den glatzköpfigen, Springerstiefel tragenden Dummköpfen geredet. Meist mitnichten sind diese Leute alle nur dumm; die sind durchaus Juristen, sie sind durchaus auch Leute, die im Leben stehen, ohne dass man es ihnen ansieht.”
Stanislaw Tillich, Ministerpräsident in Sachsen (CDU)
Es gibt oder gab also das weitverbreitete Vorurteil, dass der Neonazi in seiner Idiosynkrasie ein intellektuell minderbemittelter Kahlkopf mit perverser Ideologie und schwerem Schuhwerk sei. Die Perversion dieser Weltanschauung ist angesichts des modernen Humanismus unbestritten, dass es sich beim braunen Block allerdings nicht ausnahmslos um Leute mit einem IQ auf Höhe der Bordsteinkante handelt, das erkennt sogar ein CDU-Ministerpräsident.
Intellektueller Nazi? Was zunächst klingt wie trotzkistischer Konzernchef, ist leider traurige Realität:
Es gibt Nazis an unserer Universität!
Unzweideutiges Indiz für ihre Anwesenheit in Vorlesungen und Seminaren sind u.a. die in vielen Campus-Gebäuden zu findenden Schmierereien und Aufkleber mit nationalistischem oder rechtsradikalem Inhalt. Wer meint, diese können durchaus auch von Personen außerhalb des Universitätskontextes stammen, verkennt die Gesamtproblematik. Immer öfter liest mensch über Neonazis, die studieren und aus ihren politischen Ansichten keinen Hehl machen.
Die Reaktionen an unserer Universität reichen von Ignoranz, über bloße Kenntnisnahme bis hin zur Erstattung von Anzeigen. Dabei bekämpft letzteres, ebenso wie das mühsame Entfernen oder Überdecken solcher Nazi-Propaganda, nur die Symptome, nicht jedoch die Ursachen.
Ein weiterer wichtiger Schritt zu einem eindeutigen Bekenntnis aller Universitätsangehörigen gegen Nazis wäre ein entsprechender Paragraph in der Grund-, bzw. Hausordnung.
Welche Ursachen können ausgemacht werden? Nun zunächst einmal gilt die Universität als Spiegel der Gesellschaft und es ist hier wie dort zu beobachten, dass die Angehörigen der rechte Gesinnung ganz bewusst die Mitte der Gesellschaft als Ausgangspunkt ihrer Bestrebungen nehmen, dort also wo latenter Faschismus und Alltagsrassismus seit jeher zu verorten ist.
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Wer ernsthaft Ziele einer rechten Gesinnung verfolgt, muss in der Lage sein den Weg dorthin argumentativ zu ebnen, kurz: er*sie muss reden können und ein gewisses Maß an Rhetorik und politischem Know-how beherrschen. Mit stumpf dahergeblubberten Stammtischparolen lässt sich kaum noch jemand nachhaltig beeindrucken. Dies haben auch die Nazis erkannt und betreiben nun ihrerseits Aufrüstung in diesem Bereich.
Das Vorgehen beim Verbreiten ihrer Ideologie hat sich aber ebenso gewandelt, ist subtiler geworden. Statt provokativ ihrer Gesinnung durch entsprechende Wortbeiträge in Hochschulveranstaltungen zu fröhnen, tauchen sie dort meist völlig unter und verbreiten ihre Botschaften durch unscheinbare Aufkleber, die sich rein optisch kaum noch von denen antifaschistischer Aktionsbündnisse und dergl. unterscheiden, ja diese oftmals sogar bewusst imitieren. Genau dort gilt es ein scharfes Auge und einen wachen Blick zu haben und die Problematik nicht einfach zu ignorieren.
Jede*r Universtitätsangehörige ist dazu aufgerufen, sich offen gegen Rechts zu positionieren und entsprechen zu handeln. Für eine freie und menschliche Universität!!!
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