Ärger Nur wenige Nutzer beim Sponsorenlauf – Futter-Ausgabe eingeschränkt
Die Tiertafel führt eine Neuerung ein, die für Ärger sorgt. Kunden, die sich nicht am Sponsorenlauf beteiligt haben, bekommen vorerst kein Nassfutter für ihre Tiere.
von Susanne Gloger
Kreyenbrück - Für seinen Hund und seine beiden Katzen holt Andreas Hibbeler regelmäßig Futter aus der Oldenburger Ausgabestelle der Deutschen Tiertafel (An den Voßbergen 51). Er gehört damit zu den rund 150 Nutzern dieser Einrichtung, die sich an bedürftige Bürger richtet. Doch seit Wochen bekommt der 50-Jährige ausschließlich Trockenfutter für seine Tiere. Das begehrte Nassfutter gibt es für ihn bis August nicht. „Weil ich nicht beim Dog-Walk im Mai mitgelaufen bin“, erzählt er.
An den beiden vorherigen Sponsorenläufen der Tiertafel, bei denen Großsponsoren Hunde- und Katzenfutter pro Kilometer spenden, hat sich der Kreyenbrücker auch nicht beteiligt. „Danach gab es aber trotzdem Nassfutter in der Tiertafel.“ Hibbeler ärgert sich mächtig über diese Neuerung, diskutierte mit Eike Brammer, Leiterin der Oldenburger Tiertafel, und per Mail mit Claudia Hollm, Vorsitzende der Deutschen Tiertafel in Berlin. Seiner Meinung nach werden die Bedürftigen nun unter Druck gesetzt. Besonders geärgert hat ihn, dass man von ihm auf den Hinweis hin, er sei am Tag des Dog-Walks krank gewesen, sogar eine Krankmeldung haben wollte.
„Den Sponsorenlauf habe ich ins Leben gerufen, weil viele Nutzer eine Gelegenheit haben wollten, sich bei uns mal zu revanchieren“, sagt Claudia Hollm. Fakt sei aber leider, dass nur wenige der Tiertafel-Kunden sich an diesen Veranstaltungen beteiligen. Dieser bundesweite Trend zeigt sich auch in Oldenburg. Laut Eike Brammer waren unter den 107 Teilnehmern des jüngsten Laufes lediglich sechs Nutzer.
Die Deutsche Tiertafel hält nun die Leine kürzer. „Im Vorjahr waren es nur zwei Ausgabestellen, in diesem Jahr sind es fast alle, die Kunden, die sich nicht am Dog-Walk beteiligen, für eine gewisse Zeit Nassfutter für ihre Tier verweigern“, berichtet Claudia Hollm. Bundesweit haben sich ihren Angaben zufolge nur acht Nutzer darüber beschwert. Selbstverständlich seien ältere Menschen, Gehbehinderte und auch Kranke von dieser neuen Regelung ausgenommen. „In Einzelfällen verlangen wir aber schon eine Krankmeldung“, sagt die Vorsitzende.
Sie kann nicht verstehen, warum so viele Nutzer sich nicht einmal im Jahr für die Tiertafel engagieren. „Unsere Hilfe ist doch keine Einbahnstraße. Und wir erwarten doch noch nicht einmal, dass die Teilnehmer lange Strecken laufen.“
Der Verein bekomme keine Zuschüsse und sei nicht verpflichtet, jeden Tierhalter, auch wenn er seine Bedürftigkeit nachweise, zu bedienen, betont Eike Brammer. Sie teilt außerdem mit, dass man Andreas Hibbeler mittlerweile ganz von der Liste gestrichen habe. Bei den Aktiven des jüngsten Dog-Walks bedanke man sich namentlich mit einem Aushang im Fenster des Kreyenbrücker Ladens.
Quelle: Nordwest-Zeitung, Oldenburg - 30.06.2012
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