Mein Leben mit LRS
Seit meinen sechsten Lebensjahr weiß ich das ich LRS habe. Für mich war es zuerst nur eine Diagnose und keine Veränderung. Ich war der Überzeugung das es normal ist das ich nur schwer lesen kann und das die Buchstaben sich vor meinen Augen mischen, so wie bei Percy Jackson. Wenn man erst das lesen und schreiben erlernt ist man der Überzeugung dass es einen schon bald leichter fallen wird immer hin ist es eine neue Kompetenz die erst erlernt werden muss. Meine Lehrerin ging zu meinen Eltern und sagte ihnen sie sollten mit mir einen LRS Test machen da sie merke das ich die Typischen Fehler mache. Mir fiel es schwer ähnlich klingende Buchstaben zu unterscheiden wie b und p oder w, v und f. Die Buchstaben tauschten nicht nur beim Lesen magischer Weise ihre Position sondern auch beim Schreiben dabei kam es auch vor das plötzlich Buchstaben dazu kamen. Eine enge Freundschaft führte ich dabei mit den h. Als ich klein war bekam ich die Ausmaße dieses Tests nicht so mit wie meine Eltern. Ich sollte lesen, schreiben, mir Dinge Merken und rechnen. Mir war nicht ersinnlich warum ich bei einen Test der feststellen soll ob ich ein Defizit in Deutsch habe rechnen soll. Doch solch ein Test ist erst der Anfang dabei bekommt man lediglich die wage Aussage ob es keinen Defizit gibt oder welcher in Frage kommen könnte. Um eine Schwäche offiziell diagnostiziert zu bekommen und diese auch zur Notenrücksicht einzureichen muss man noch zu einem Psychiater. Doch ist es wirklich nötig einen Kind das bis zur Vermutung LRS dachte es sei wie alle anderen auch noch zu einem Psychiater zuschicken? Meine Eltern entschieden sich bewusst dagegen mich zu einem Psychiater zu schicken, da sie die Frage mit einen klaren und deutlichen Nein beantwortet. Doch erst über 10 Jahre nach diesen LRS Test habe ich erfahren dass für meine Eltern eine kleine Welt zusammen brach als sie erführen dass ich ein Lerndefizit habe. Sie hatten Angst das ich nicht mit der Schule zurecht kommen würde und das mir diese Schwäche die Türen zu meinen Traumberuf versperren könnte. Doch mit viel Durchhaltevermögen, Familienzurückhalt und Übung ist es ein Thema das zwar zu meinen Leben gehört es aber nicht beherrscht. Insbesondere in den niedrigeren Klassen hatte ich einige Rückschläge aber auch Erfolge. Nicht das was die meisten denken. Ein Erfolg der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird, wenn nicht sogar für immer, ist meine einzige 5 in einen Diktat. Jetzt werden einige vielleicht sagen sie hat sich geirrt sie meinte Rückschlag aber durch aus nicht. Ich hatte immer sechsen in Diktaten bis Auf dieses eine Mal. Ich habe mich so über die 5 gefreut als wäre es eine 1, denn genau das war sie für mich. Solch „ kleine“ Erfolge haben mir gezeigt das die vielen vielen Stunden die ich bei der Nachhilfe oder beim Üben zuhause verbrachte nicht um sonst waren. Bis heute habe ich immer noch mit der Rechtschreibung zu kämpfen doch sie fällt mir um einiges leichter. Von Zeit zu Zeit lernte ich neu Wörter und alte Wörter richtig zuschreiben. So wurde aus unt und, aus Wase wurde Vase und aus Famielie Familie. Doch durch das viele lernen um eine bessere Rechtschreibung zu erzielen habe ich eine meiner zwei großen wenn nicht sogar meine größte Leidenschaft entdeckt. Nicht nur an meine Rechtschreibung sondern auch am Lesen musste ich arbeiten. Für mich war es ein Horror wenn der Lehrer meinen Namen aufrief und sagte ich sollte vorlesen. Um diese Angst zu verlieren musste ich viel lesen und insbesondere zuhause vorlesen. Wenn ich immer wieder ein Wort falsch vorlas sollte ich die Silben klatschen doch auch da gab es Wörter bei denen mir das nicht half. Das beste Bespiel ist hierbei Häschen bei mir hieß es Hä/sch/en. Bis heute mache ich noch manchmal diesen Fehler doch ich erkenne ihn nun und kann es selbstständig korrigieren. Umso älter ich wurde und umso schwieriger das Leben, auch durch die Schule, wurde desto lieber habe ich gelesen. Beim Lesen konnte ich jemand anderes sein. Eine von vielen, kein Außenseiter und ohne eine Schwäche für dessen Verringerung man Jahre braucht, wenn es einen jemals gelingt LRS frei zu sein. So lernte ich das Lesen bis heute lieben. Mittlerweile habe ich über 150 Bücher. Es beeinflusst mein Leben so sehr das ich einen Beruf erlernen möchte wo ich mich vor allem mit Büchern beschäftige. Aus meinem Hassfach Deutsch wurde ein Fach indem ich gut bin, trotz LRS. Ich habe akzeptiert das ich vermutlich nie fehlerfrei schreiben werde, doch es hätte schlimmer kommen können. Viele Menschen haben heut zutage Probleme mit der Rechtschreibung, auch wenn sie kein Lerndefizit haben. LRS ist nichts wofür ich mich schämen muss. Es ist ein Teil von mir. Auch wenn es mir manchmal schwer fällt, meine Eltern haben Recht. ich bin gut so wie ich bin mit all meinen Eigenarten. Denn haben wir nicht alle mit etwas Probleme und benötigen Hilfe?. Merkt euch kein Mensch ist perfekt egal wie sehr es versucht.
Jessica
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