Einbürgerungstest |
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Online-ZeitungEndredaktion |
Testet man so gelungene Integration? |
04.07.2012 |
Online-ZeitungSeite 1 |
Ich bin Deutscher. Ich brauche keinen Einbürgerungstest zu machen. Kann man mir meine Staatsbürgerschaft aberkennen, wenn ich jetzt einen schlechten Einbürgerungstest mache? Nein! Also los. „Frage 1: Deutschland ist... ... eine kapitalistische und soziale Monarchie ... ein sozialer und sozialistischer Bundesstaat ...eine kommunistische Republik ...ein demokratischer und sozialer Bundesstaat“ Eine leichte Frage; natürlich die vierte Antwort und sieh an: 95,2 % der Menschen, die hier wie ich auf der Website von der Süddeutschen Zeitung 50 Fragen aus dem Einbürgerungstest zum Spaß beantwortet haben, wussten das auch. „Frage 2: Zu welcher Versicherung gehört die Pflegeversicherung? -Hausratsversicherung -Unfallversicherung -Haftpflicht- und Feuerversicherung -Sozialversicherung“ Wieder weiß ich die richtige Antwort: die Sozialversicherung. Aber dieses Mal wussten nur 94% die richtige Antwort. „Frage 3: Was ist mit dem deutschen Grundgesetz vereinbar? - die Prügelstrafe - die Todesstrafe - die Folter - die Geldstrafe“ Wieder so eine einfache Frage, das kann ja nur die Geldstrafe sein, bei den anderen Lösungsmöglichkeiten. Aber 2,6% Prozent, die glauben, dass die Todesstrafe mit dem Gesetz vereinbar ist; da muss doch jemand den Test absichtlich falsch ausgefüllt haben oder gibt es wirklich Leute, die denken, dass die Todesstrafe und nicht die Geldstrafe hier die richtige Antwort ist? Also, bis hierhin stimme ich Christian Wulff absolut zu, der in der Talkshow „Hart aber Fair“ gesagt hat, dass der Test „für Hauptschüler konzipiert“ wäre. „Frage 4: Welches Organ gehört nicht zu den Verfassungsorganen Deutschlands? - der Bundespräsident - die Regierung - die Bürgerversammlung - der Bundesrat“ Die Frage ist schon etwas schwieriger, ich liege trotzdem mit der Bürgerversammlung richtig, wobei auch ich finde, dass diese Frage ein bisschen missverständlich gestellt ist. Diesmal kann ich nachvollziehen, dass nur 78,3% die richtige Antwort gewusst haben. Langsam verstehe ich auch Claudia Roths Einwand - auch in der Sendung „Hart aber Fair“ - dass „selbst sie Probleme mit dem Test gehabt hätte“. „Frage 5: Der Deutsche Staat hat viele Aufgaben. Welche Aufgabe gehört nicht dazu? - Er bezahlt für alle Staatsangehörigen Urlaubsreisen - Er zahlt Kindergeld - Er unterstützt Museen - Er fördert Sportler und Sportlerinnen“ Wieder klarer Fall: Natürlich ist die erste Antwort richtig. Für mich ist es wieder unerklärlich, warum vier Prozent glauben, dass der Staat das Kindergeld nicht zahlt. Aber wer denn sonst? |
„Frage 6: Die deutschen Gesetze verbieten... ...Versammlungsfreiheit der Einwohner und Einwohnerinnen ...Ungleichbehandlung der Bürger und Bürgerinnen durch den Staat ...Meinungsfreiheit der Einwohner und Einwohnerinnen ...Petitionen der Bürger und Bürgerinnen“ Die richtige Antwort ist, wie ich mir gedacht habe Antwort 2. Auch das sollte meiner Meinung nach mit gesundem Menschenverstand (sofern man die Frage und die deutsche Sprache versteht) zu lösen sein.
44 Fragen später steht fest: Von 50 Fragen habe ich 46 richtig beantwortet. Ich hätte den Einbürgerungstest wohl bestanden, auch wenn dieser nur 30 Fragen beinhaltet und davon, um zu bestehen, mindestens 17 richtig beantwortet werden müssen. Allein nach dem Ergebnis könnte ich mir jetzt meinen deutschen Pass abholen - wenn ich nicht schon einen hätte.
Aber was hat das mit den Schülern des GBG oder gar mit dem Thema „Integrationscheck“ zu tun? Nun, auch das GBG hat, wie fast jede andere Schule, Schüler, die keinen deutschen Pass haben und diese können, wenn sie wollen, später auch einmal durch die deutsche Variante vom Integrationscheck, also den Einbürgerungstest, die Staatsbürgerschaft erhalten.
In diesem Test wird Grundwissen zur deutschen Geschichte, Politik und Kultur abgefragt; aber mit dem Integrationscheck ist der Test trotzdem nicht gleichzusetzen, denn er testet nicht die Integration, sondern soll verhindern, dass Menschen, die die deutsche Sprache nicht beherrschen und auch sonst keine Ahnung vom politischen System in der Bundesrepublik haben, nicht die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten.
Die zentrale und mit Abstand in den Medien am häufigsten diskutierte Frage ist, ob der Schwierigkeitsgrad des Testes in Ordnung ist oder ob er für Migranten oder Bürger mit Migrationshintergrund vielleicht doch zu schwierig ist.
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