Essen aus aller Welt |
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Online-ZeitungEndredaktion |
MultiDesserts |
04.07.2012 |
Für den 28 jährigen Ahmed war es eine lange Reise, bis hin zu der Erfüllung seiner Träume. Geboren in der Türkei, aufgewachsen in Deutschland. Es war schwer für ihn, sich zu integrieren und einen Job zu finden, der ihm gefällt und genug Geld einbringt. Nun ist er als Koch in einem Restaurant tätig, welches von dem bekannten Restaurant-Kritiker Rach gefördert wurde. Rach selbst spricht nur in höchsten Tönen von Ahmed. „Durch seine türkischen Raffinessen gibt er seinem Essen eine höchst außergewöhnliche und einzigartige Note“, so Rach selbst.
Ahmed ist nur einer von wenigen, der es geschafft hat, durch eine Förderung in Deutschland aufgenommen und integriert zu werden. Dabei gibt es alleine in Deutschland Förderungsprogramme für Köche, welche die Zahl 100 schon überschritten haben. Rach's Restaurant Schule hat nur durch ihre komplette Offenheit gegenüber der Migranten die Konkurrenz links liegen lassen und bietet nun eine große Vielfalt an internationalen Spezialitäten. Auch an delikaten Desserts mangelt es dem Restaurant nicht. Ahmed selbst erzählte, warum er sich für die Desserts spezialisiert hat und sich nicht für die Vorspeise oder einen der unzähligen Gänge der Hauptspeisen entschieden hat. „Das liegt an der Vielfalt, die ein Dessert mit sich bringen kann. Ob süß, kalt oder warm, die europäische Küche birgt viele Arten ein Dessert dem Kunden unter die Nase zu reiben.“ So locker kann nur jemand über seine Arbeit reden, der auch das nötige Können und den gewissen Hintergund dazu hat. |
Mit Baklava oder Kadayif verzaubert er nicht nur seine Verwandten aus der Türkei, sondern auch Deutsche. Begeistert durch den türkischen Geschmack für Desserts, wagen viele Deutsche eine Art 'Einführung' in die Küche, mit der Ahmed aufgewachsen ist. Aber nicht nur die Türken verzücken in anderen Ländern die Bewohner durch ihre außergewöhnliche Art zu kochen, nein, auch die Deutschen schaffen es Akzente hier und da durch typisch deutsche Desserts zu setzen. Die Donauwelle und Apfelpfannkuchen sind z.B. in Italien und Frankreich sehr beliebt. Der neueste Trend geht aber in Richtung einer süßen Pommes und Currywurst. Auf diese verrückte Ideen sind aber keine Deutsche gekommen, sondern, wie sollte es auch anders sein, die Amerikaner. Toaststreifen als Pommes und Currywürste aus Marzipan. Typisch Amerikaner eben. Kaum wird gesagt, Currywurst kann Krebs verursachen, zaubern sie etwas neues und schon ist die Diabetes dort, wo vorher der Krebs war. Aber nun genug von Ahmed und Würsten, nun möchte auch ich meinen Senf dazugeben. Desserts aus Polen, Frankreich, Russland oder dem Orient sind meiner Familie nur bekannt, weil wir unseren Urlaub in den jeweiligen Ländern verbringen. Somit hat dieses kleine Gericht, was in vielen Nationen nicht als Nachtisch gilt, sondern eher als eine Art Vorspeise, also vor der Vorspeise, die wir als Vorspeise verstehen, dazu beigetragen, dass sich die Länder untereinander austauschen und somit viele Beziehungen entstehen, die wiederum über eine politische oder über eine private Angelegenheit entscheiden könnten. Doch warum finden die Deutschen die internationale Küche so interessant, obwohl die Südeuropäer eher an ihren traditionellem Essen festhalten, als mal etwas neues auszuprobieren. „Das hängt damit zusammen, welche Rolle essen und die Nationalküche für ein Land spielt“ behauptet Mahren Möring auf einer Website. Ob dies stimmt, habe ich mir mal genauer angeschaut. |
In Südeuropa hat die Landwirtschaft einen sehr hohen Stellenwert, heißt sie können durch verschiedenen Exportgüter die Grundlage der traditionellen Gerichte bieten, welche wichtig für die Identifikation und Selbstwahrnehmung sind. Das ist in Deutschland anders, da es in Deutschland keine richtige Küche gibt, wie Maren Möhring betont. Norddeutschland hat zwar seine eigenen Gerichte durch die Fischkultur erworben, die aber nichts mit der bayrischen Küche zu tun hat. Die Bayern wiederum haben viele ihrer Gerichte aus Österreich importiert und als 'typisch Deutsch' verkauft. Genauso wurde auch die badische Esskultur erschaffen, welche sehr starke französische Einflüsse besitzt. Die geographische Lage macht aus Deutschland zwar kein kulinarisches Einwanderungsland, dafür ist es aber wie ein Herz für die Küche aus Europa. Hier fließt alles zusammen. Meine Meinung dazu, ob Deutschland ein Integrationsmittel durch die kulinarische Vielfalt erschaffen hat, bleibt geteilt. Zum einen ist zum Beispiel der Döner in Deutschland heutzutage Gang und Gebe, aber trotzdem werden die Türken bei vielen Deutschen immer noch als Fremd aufgenommen. Desserts aber, wie Baklawa, werden von manchen Menschen, regelrecht angebetet (meine Eltern, zum Beispiel), trotzdem hört man immer wieder abwertende Kommentare gegenüber Türken. Viele Deutsche sind somit gerne Teil der türkischen Esskultur, akzeptieren aber nur was ihnen schmeckt. Kulinarisch als auch politisch. Wir versuchen schon wieder, eine Esskultur zu übernehmen. Durch heutige Transportmittel wäre dies ein leichtes, wäre dort nicht eine gewisse Art von Rassentrennung im Spiel. Da ist es gut, dass es Menschen wie Ahmed gibt, die durch ihr Talent, Desserts oder Hauptspeisen perfekt präsentieren zu können, es geschafft haben, sich in der Gesellschaft einzubinden. Essen ist eben emotional und unreflektiert – ebenso wie die Haltung einiger Deutschen Ausländer gegenüber. |
Endredaktion | Alle Texte fertig | 04.07.2012 |
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