Die Kommune I wurde am 12. Januar 1967 als politisch motivierte Wohngemeinschaft in West-Berlin gegründet und bestand bis zum November 1969, als sie von Rockern überfallen und die Wohnung verwüstet wurde. Sie bildete sich aus der APO und sollte ein Gegenmodell zur bürgerlichen Kleinfamilie darstellen und eine Reaktion auf eine als konservativ bezeichnete Gesellschaft sein. Erste Pläne hierzu gab es bereits 1966 auf Seiten von Dieter Kunzelmann, Rudi Dutschke und Bernd Rabehl, die das Ziel verfolgten der spießigen Gesellschaft den Rücken zu kehren und eine neue Lebensform auszuprobieren. Die Kleinfamilie sollte aufgelöst werden, da nach Meinung der Planer aus ihrer Unterdrückung heraus der Faschismus entstehe. Mann und Frau seien voneinander abhängig und könnten sich aus diesem Grund nicht frei und unabhängig voneinander entwickeln. Privatbesitz und sämtliche Sicherheiten sollten abgeschafft werden und alle Mitglieder sollten gleichberechtigt sein. Dutschke und Rabehl realisierten diese Pläne später nicht. Die erste Wohnung, in die zunächst neun Männer, Frauen sowie ein Kind einzogen, war die des Schriftstellers Hans Magnus Enzensberger, der weitere vorübergehende Wohnungen folgten - bis die endgültige Wohnung in der Stephanstraße 60 in Berlin bezogen wurde. Im März kam u.a. Rainer Langhans - neben Uschi Obermeier sicherlich der heute bekannteste Bewohner- hinzu. Die Kommune I war für ihre provozierenden Aktionen bekannt. Hierzu gehörte z.B. das sog. „Pudding-Attentat“ auf den US-Vizepräsidenten Hubert H. Humphrey, als dieser Berlin besuchte. Aus der ursprünglichen Idee Rauchbomben zu werfen, an deren Umsetzung sich kaum einer beteiligen wollte, wurde die Idee Puddingbeutelbomben einzusetzen. Einen Tag vor der Aktion wurden die Beteiligten festgenommen und obwohl die Wurfgeschosse lediglich aus Pudding, Joghurt und Mehl bestanden, wurde die Kommune 1 von der Presse damals als "Horror-Kommunarden" betitelt. |
Trotzdem folgten zahlreiche provozierende weitere Aktionen, wie Flugblattverteilungen Als mittels eines Flugblatts indirekt zu Brandanschlägen auf Kaufhäuser aufgerufen wurde, schloss der SDS die Kommune 1 aus, weil sie die Flugblätter in deren Namen verteilt hatten. Nur ein knappes Jahr später legten die Gründer der RAF - Baader und Ensslin - tatsächlich einen Brand in einem Frankfurter Kaufhaus. Vieles, was die Kommune nach Außen hin „verkaufte“ stimmte offenbar nicht, da später bekannt wurde, dass weder die freie Liebe noch die Gleichberechtigung in der Kommune gelebt wurden. Nach Beschreibung einer ehemaligen Bewohnerin sei das Leben chaotisch gewesen, um die Kinder habe sich niemand gekümmert und die Frauen seien nicht ernst genommen worden. Die Bewohner verkauften Interviews und Fotos für Geld und konkurrierten miteinander darum, wer häufiger im Fernsehen bzw. auf Fotos zu sehen sei. Dies gipfelte in einem Höhepunkt als Uschi Obermeier - ein Model - als Freundin von Rainer Langhans in die Kommune einzog und auch zunehmend Prominente, wie z.B. Jimi Hendrix, sich dort vorübergehend aufhielten. Dennoch sorgte die Kommune 1 mit Provokationen, und Themen wie Anarchie, Gewaltverherrlichung und dem Ruf nach sexueller Freiheit für eine Politisierung einer konservativen und damals sehr prüden Gesellschaft. Die Kommune 1 war der Vorläufer der späteren Wohngemeinschaften. |
Quellen:
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Ich habe daher selbst ein Portrait eingezeichnet und es eingestellt.
Die Filmlinks bezieht sich auf den zweiten Teil einer insgesamt 6-teiligen Reportage von ZDF-Info (hier ist die Sequenz ab ca. min. 31:50 für meine Reportage interessant) und zwei weitere Reportage des ZDF und von temporaTV, in welcher sich vor allem der Beginn um die Festnahme dreht, aber die kompletten Reportagen sehenswert ist.
https://www.youtube.com/watch?v=O8v7dDuUITk und
https://www.zdf.de/dokumentation/zdf-history/die-jagd-nach-der-raf-100.html
https://www.youtube.com/watch?v=0Pwn5Iypydk
Auch diese Videos dürfen aus Urheberrechtsgründen nicht gespeichert werden. Daher gebe ich nur die links auf die Originalvideos an. Bitte markieren, mit Rechtsklick anklicken und die links öffnen.
Eine Filmsequenz vom Tatort - wie er heute aussieht - habe ich selbst gedreht und eingefügt.
Der Baader-Meinhof Komplex; Aust, Stefan:. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg, 1. Aufl. der Neuausgabe, 2017
Andreas Baader. Das Leben eines Staatsfeindes; Klaus Stern und Jörg Herrmann: DTV Premium, München. 359 S.
http://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/raf/pwieandreasbaaderundgudrunensslindasterrorpaerchen100.html
https://www.hdg.de/lemo/biografie/andreas-baader.html
http://dibb.de/andreas-baader.php
http://www.rafinfo.de/archiv/files/idealisten.pdf
https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Baader
http://www.spiegel.de/einestages/raf-festnahmen-a-947589.html
https://www.welt.de/print-welt/article705594/Wer-war-Andreas-Baader-wirklich.html
http://lagis.online.uni-marburg.de/de/subjects/xsrec/current/16/sn/edb?q=YToxOntzOjExOiJzYWNoYmVncmlmZiI7czoxMToiVGVycm9yaXNtdXMiO30=
https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/archivradio-baader-meins/-/id=2847740/did=2409780/nid=2847740/1qu5vlp/index.html
http://www.fr.de/politik/zeitgeschichte/deutscherherbst/das-letzte-gefecht-im-kuehhornshofweg-a-1203430
http://www.sueddeutsche.de/politik/jahre-brd-deutscher-herbst-tage-des-terrors-1.257643-16
https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/raf/pwieandreasbaaderundgudrunensslindasterrorpaerchen100.html
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