Ich werde niemals aufgeben |
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Online-ZeitungAndreas Baader - und die Festnahme im Hofeckweg |
06.12.2017 |
Nachdem die RAF im Mai insgesamt sechs Bombenanschläge an verschiedenen Orten verübt hatte, bei denen drei Menschen getötet und 74 verletzt worden waren, war klar, dass die Mitglieder zu allem bereit waren und seit 1970 auch Frankfurt zu einem ganz zentralen Dreh- und Angelpunkt der Gruppe geworden war. Hier lebten viele Sympathisanten, die bereit waren die Terroristen zu unterstützen. Insgesamt hatte die RAF damals sieben Wohnungen angemietet. Wohl auf einen konkreten Hinweis des damaligen Hausmeisters hin, dem die Männer aufgefallen waren, aber auch infolge von Ermittlungen und Großfahndung, beobachtete eine Sondereinheit der Polizei über eine Zeit von mehr als zwei Wochen den Ort der späteren Festnahme von drei führenden Mitgliedern der Gruppe - eine Garage im Hofeckweg 2-4 in Frankfurt am Main. BKA, hessische Bereitschaftspolizei und Frankfurter Polizei waren an der detailliert vorbereiteten Aktion beteiligt. Es wurde sicher erwartet, dass die RAF-Terroristen an der Adresse erscheinen würden, da es sich beim 02. Juni um den Todestag des Studenten Benno Ohnesorg handelte und infolge eines in Stuttgart aufgetauchten, anonymen Briefes für dieses Datum Anschläge mit Sprengsätzen angekündigt waren. Den Bewohnern des Hauses Hofeckweg 2-4 und den Nachbarn jedenfalls waren die jungen Leute vorher offenbar nicht merkwürdig erschienen. Sie hegten keinen Verdacht. Lediglich die sportlichen und eher luxuriösen Fahrzeuge (Porsche 911 Targa, Alfa Romeo, NSU Ro80, Iso Rivolta 300), hatten sie bemerkt. Bereits einige Tage lang hatte die Polizei vom mobilen Sondereinsatzkommando das Gelände rund um den Kühhornhofsweg und Hofeckweg observiert, da ihnen zur Kenntnis gelangt war, dass einige der gesuchten RAF- Terroristen dort einen Kellerraum und eine Garage gemietet hatten. Auch hatten Beamte vorbereitend mittels eine Zweitschlüssels bereits dort aufegfundene Substanzen ausgetauscht bei denen es sich um Material handelte, welches für die Herstellung von Sprengsätzen hätte dienen können. Das Grundstück wurde am frühen Morgen des 01. Juni von einem Großaufgebot der Polizei umstellt. Nachdem um ca. 5.45 Uhr und einer zurückliegenden zwölfstündigen Observation sich immer noch nichts bewegt hatte, hielt man zunächst die Garage für verlassen – als plötzlich ein auberginefarbener Porsche entgegen der Einbahnstraße auf das Gelände fuhr und drei Männer ausstiegen. Zwei der Männer - etwas später als Andreas Baader und Holger Meins identifiziert - gingen in die Garage, ein dritter - Jan-Carl Raspe - sicherte diese von draußen ab. Die Polizei vermutete weiteren Sprengstoff bzw. Chemikalien in der Garage bzw. in dem ebenfalls angemieteten Keller. Es erfolgte der Befehl zum Zugriff. Ein Kameramann des in unmittelbarer Nähe befindlichen Hessischen Rundfunks war von einem Kollegen informiert worden und hinzugeeilt, um das Ereignis live zu filmen. Zwei Polizisten gingen bewaffnet auf den vor der Garage stehenden Raspe zu, woraufhin dieser mehrfach um sich schoss und zu flüchten versuchte. Er versteckte sich in einem Busch, wurde dabei jedoch beobachtet und konnte festgenommen werden. Es folgten mehrere laute Knalls und die Polizei zündete Tränengaskörper, die sie durch die Glasbausteine in die Garage warf. Die beiden Terroristen warfen die Geschosse wieder nach draußen, in der Hoffnung, so fliehen zu können. Doch das gelang nicht. Die Polizei eröffnete das Feuer und trieb die Männer zur Garage zurück. Die Beamten forderten die beiden auf, sich zu ergeben, da das ihre einzige Chance sei lebend davonzukommen. Doch die beiden Terroristen eröffneten ebenfalls das Feuer auf die Polizei. |
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Die Polizei holte nun schweres Gerät zur Unterstützung hinzu. Der zur Adresse gehörende Garagenhof wurde mittels eines Panzerwagens blockiert. Dieser versuchte das Tor der Garage zuzudrücken, indem er es wiederholt rammte. Die beiden Männer nutzten den sich ihnen durch das Fahrzeug bietenden Schutz und versuchen zu fliehen. Die Polizei schoss. Es folgten insgesamt ca. 300 Schüsse. Holger Meins traf ein Streifschuss am Knie und er zog sich mit Baader wieder in den Schutz der Garage zurück. Inzwischen waren etwa zwei Stunden vergangen. Einer der Schüsse, der mittels Zielfernrohr von einem Polizisten aus einer gegenüberliegenden Wohnung abgegeben wurde, traf Baader in den linken Oberschenkel. Er brach daraufhin schreiend und fluchend zusammen. Kurz darauf stellte sich der nur noch mit einer Unterhose bekleidete abgemagerte Holger Meins im Hof der Polizei (laut Berichten wurde er aufgeordert, sich bis auf diese zu entkleiden). Auch der verletzte Baader konnte nun unter einem gestohlenen PKW in der Garage hervorgezogen und verhaftet werden. Er trug eine Sonnenbrille und betitelte die Polizisten als „Ihr Schweine“ und als „Faschisten“. Er wurde in die Uniklinik Frankfurt eingeliefert. Die beiden Mittäter wurden nach Polizeiangaben an einen geheim gehaltenen Ort ausgeflogen. Die Polizei teilte später mit, dass sowohl die Garage als auch die Keller zur Produktion von Sprengsätzen benutzt wurden. Im Rahmen der Festnahmen stellt man in Baaders Porsche Handgranaten und einige Behältnisse sicher. Ob tatsächlich auch eine Bombe in Form einer verschweißten Geldkassette gefunden wurde, ist hier nicht mit Sicherheit zu sagen. Ebenfalls in der Garage fanden sich explosives Pulver und weitere Utensilien zum Bombenbau. Nur einige Tage nach den Festnahmen in Frankfurt wurden infolge einer sofort ausgelösten Großfahndung nach fünf weiteren Fahrzeugen auch Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof getrennt voneinander gefasst und die RAF damit zunächst in ihren Grundfesten erschüttert. Doch die Aussage des Außenministers und Vizekanzlers Walter Scheel im Sommer 1972, dass das Problem Baader-Meinhof erledigt sei, war zu diesem Zeitpunkt offenbar zu naiv. In der Folgezeit kam es zu zahlreichen weiteren Anschlägen, Entführungen und Morden, die auf das Konto der RAF gingen. |
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