Wanne-Eickel Revue |
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Online-ZeitungAuflage 1 |
09.07.2012 |
Da staunten sie nicht schlecht, die Obdachlosen, Nutten und Hartz IV-Empfänger, die sich in die Schlange an der Suppen- küche des Roten Kreuzes angestellt hatten: Mit einem großen Tablett voll knusprig-gebratener Fischstäbchen kam Dierk Gewesen zur Tür heraus und verteilte die krossen Leckerbissen an die staunende Klientel. "Ungewohnt, aber lecker", sagte ein Lude vom Kiez und leckte sich das Fett von den Fingern. Und der arbeitslose mormonische Vater von 96 Kindern stellte fest: "Irgendwie nicht so fischig, wie sonst." Gewesen hatte den Hammerhai bei seinem morgendlichen Schwimmtraining erlegt. "Wirkte irgendwie desorientiert, der Schweinehund. Wollte mich anknabbern. Aber sowas kann ich auf den Tod nicht ausstehen." Der Kommissar machte kurzen Prozess mit dem Werkzeugsimulanten und verarbeitete ihn an Ort und Stelle zu handlichen Filets. Zurück im Hafen filletierte er das zarte Fleisch zur bekannten Stäbchengröße und breit sie dann in |
"Ja, das war irgendwie schon ... seltsam." Der große braungebrannte Mann schüttelt den Kopf, als könne er es selber noch nicht fassen. "Aber wieso nicht? Man muss halt mit der Zeit gehen." Dann zieht er stolz seine Paillettenbesetzte Jacke gerade und stürzt sich zurück ins Getümmel. Jahr für Jahr findet die berühmte Stierhatz von Pamplona statt. Hunderte junge Männer rennen mit einem halben Dutzend wilder Stiere durch die Straßen bis zur Arena. Nicht selten kommt es dabei zu lebensgefährlichen Verletzungen, hin und wieder stirbt ein selbsternannter Matador auf den Hörnern der Bullen. Für die Stiere endet die Hatz in jedem Fall tödlich. Sie werden von den Toreros noch am selben Abend ins Jenseits befördert. Nicht zuletzt deshalb ist diese Tradition in den vergangenen Jahren immer mehr ins Gerede gekommen. Nachdem sich die Stadtverwaltung von Pamplona jahrelang gegen eine Änderung der Statuten gewehrt hatte, beugte sie sich in diesem Jahr erstmals den internationalen Protesten und setzte statt Stieren Ziegen ein. "Erst versuchten wir es mit Kaninchen und Goldhamstern", erklärt Miguel Castagnetta vom Kommittee zur Erhaltung erhaltungswerter Traditionen. "Und einmal sogar mit Schildkröten. Aber das hat irgendwie nicht gefunzt. Deshalb sind wir auf die Schafe gekommen." Ein - zugegeben - ungewohnter Anblick. Denn wo früher die Stiere die jungen Männer auf die Hörner nahmen, versuchen ihnen nun die Ziegen das Salz von den Händen zu lecken. "Das kitzelt total", sagt ein junger Spanier, der das erste Mal dabei ist. "Deshalb grinsen hier alle so viel." Und ein älterer Mann, der schon seit Jahrzehnten dabei ist, erklärt: "Gut, okay, früher gabs Blut und Gedärme auf der Straße, heute sind es Ziegenköttel. Aber das Wichtigste ist doch, dass wir die Subventionen kriegen!" Aha! Daher weht der Wind: Aus Brüssel. Es wird gemunkelt, dass Spanien nur in den Genuss des Rettungsschirmes kommt, wenn es sich zahlreichen Reformen bereit erklärt. Und dazu gehört auch die nach deutschen Maßstaäben
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Abgeschieden wohnen Sie in Buchstabhausen an der Küste des Semantik, eines großen Sprachozeans. Ein kleines Bächlein namens Duden fließt durch ihren Ort und versorgt sie mit den nötigen Regelialien. |
Die brühmte Stierhatz von Pamplona ist Vergangenheit!
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