Wo soll gespart werden?
Überhaupt wurde das Thema Migration ein zentrales. "Es sind nicht die Flüchtlinge schuld", sagt Kern in Richtung Kurz. „Sie brauchen jetzt nicht nervös werden, wir werden noch genug über das Thema Migration reden." Einig war man sich, dass in den Herkunftsländern mehr getan werden müsse.
Wo soll in Österreich gespart werden? Kurz nennt die Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger und die Überweisung von Kinderbeihilfe ins Ausland. Kern hinterfragt die von ÖVP und FPÖ versprochenen Milliardenentlastungen. Die SPÖ sei da realistischer. „Wir wollen Steuersenkungen für die Mittelschicht, aber auch einen Beitrag von jenen, die es sich leisten können.“ Wo will Strache sparen? Auch bei der Kinderbeihilfe, die ins Ausland fließt.
Wie geht es nach der Wahl weiter? Strache will sich nicht auf einen Partner festlegen. Er hat sogar einen Notariatsakt für Kern und Kurz mit, der eine Neuauflage von Rot und Schwarz ausschließen soll. Die FPÖ will in die Regierung und ihre Forderungen umsetzen. Kurz betont, wie auch Strache, dass man Umfragen nicht zu ernst nehmen solle. "Der Erste soll einen Regierungsbildungsauftrag bekommen und dann schauen wir was herauskommt." Die Zusammenarbeit in der Regierung sei "herausfordernd" gewesen. "Aber wir schließen niemanden aus." Wie hält es Kern mit möglichen Koalitionsoptionen? "Hier wird jedem alles versprochen", sagt Kern in Richtung ÖVP und FPÖ. "Wir haben nur versprochen, was wir auch halten können." Kern rechnet damit, dass Schwarz-Blau längst ausgemacht sei. Aber auch er betont: "Wir sprechen nach der Wahl mit allen."
Die Analyse
Jetzt analysieren die Chefredakteure der Bundesländerzeitungen. Hubert Patterer, Chefredakteur der Kleinen Zeitung, spricht von einer "erstaunlich zurückhaltenden Diskussion". Direkte Angriffe von Kern auf Kurz seien ausgeblieben. Manfred Perterer von den Salzburger Nachrichten sah Strache als "einzigen Angreifer", der manchmal auf Rot-Schwarz schimpfte. Das Thema Migration sei im Wahlkampf bestimmend, sagte Oliver Pink von der Presse. Gerold Riedmann von der Voralberger Nachrichten sah Szenen einer zerütteten Ehe. "Zwischen Kern und Kurz wird das nicht mehr. Da spricht auch das Lob von Kurz für Doskozil dafür." Alois Vahrner von der Tiroler Tageszeitung hätte sich mehr Aggressivität in der Diskussion erwartet.
Patterer sieht Strache als denjenigen in der Diskussion, der seine Rolle am besten erfüllt hat. "Kern hat sich als einziger Erwachsener in der Diskussion präsentiert", sagt Riedmann. "Kurz war wahrscheinlich überrascht, dass er so wenig angegriffen wurde", meint Vahrner. Oliver Pink über die Wahl aus Wiener Sicht: "Bei der SPÖ scheint es fast wichtiger, wer nächster Bürgermeister in Wien wird." Die Mobilisierung sei bei der ÖVP stärker. Kern sei es in der Diskussion nicht gelungen, eine Aufholjagd zu starken.
Thema Koalitionen nach der Wahl? "Schwarz-blau ist sehr wahrscheinlich. Auch der Bundespräsident wird das nicht ändern", sagt Patterer. Perterer wünscht sich eine "Koalitionsaussage vor der Wahl" wie in anderen Ländern üblich. Oliver Pink schließt eine schwarz-rote Koalition nicht aus, mit Kurz als Kanzler und Doskozil als Vizekanzler. Riedmann schließt eine ganz neue Koalitionsvariante aus. "Die ÖVP wird sich SPÖ oder FPÖ aussuchen können." Kollege Vahrner schließt eine Zusammenarbeit von Kern und Kurz aus.
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