Heutzutage gibt es kaum so stark politisierende Blumen wie Chrysanthemen, Kornblumen und rote Nelken. Es wurde bereits bekannt, dass jede von diesen Blumen mit einer bestimmten politischen Partei bzw. einem Verein oder einer Bewegung assoziiert wird. Die allererste, symbolische Bedeutung der Blumen wurde schon fast in Vergessenheit geraten. Die Heimat der Chrysanthemen ist Ostasien, wo sie vor ca. 2000 Jahre bekannt wurde. Chrysantheme („Kiku“ auf Japanisch) bedeutet in der wörtlichen Übersetzung aus dem Japanischen „die Abendsonne“. Sie ist die japanische Nationalblume und gehört zu den kaiserlichen Symbolen. Im Laufe der Jahre wandelte sich die symbolische Bedeutung der Chrysanthemen weiter: Südamerikaner verstehen Chrysanthemen als Symbol der Brücke zwischen den irdischen und außerirdischen Welten. Die Wehmut der Abendsonne (Chrysantheme) fächelt den Bewohnern des südamerikanischen Kontinents die Gedanken über den Tod zu. Zu Allerheiligen wird in Mexiko die „leuchtend orangefarbene Tagetes“, „zusammen mit Ringelblumen und gelben Chrysanthemen als Empfangsteppich und Wegweiser für die Verstorbenen vom Haus bis zum Friedhof ausgelegt, damit diese sicher zum Familienfest finden.“ Auch in Deutschland, Frankreich und Österreich rufen Chrysanthemen eine Wehmut hervor. Da „werden Chrysanthemen zu Allerheiligen verwendet“ und seit dem vorletzten Jahrhundert „Totenblume“ genannt. Die Kornblume kommt ursprünglich „aus dem östlichen Mittelmeergebiet“. Der lateinische Gattungsname leitet sich von Kentaureios (gr.) = "zu den Kentauren gehörig" ab, so die Uni Magdeburg. Einer alten Sage zufolge, sind Kornblumen die Stücke des Himmelblaus. Sie wurden aus dem Zelt von Himmelblau aus einem kleinen Stern herausgerissen, um die Sonne auf die Spur eines grauenhaften Trollkönig zu bringen, der aufgrund seiner Machtvergrößerung das Himmelblau zu stehlen beabsichtigte. Die dankbare Sonne verwandelte „die blauen Fleckchen in wunderschöne blaue Blumen“ – also in die Kornblume, so die Überlieferung. Für Anita Buchriegler - die Kräuterpädagogin und Autorin zahlreicher Bücher ist die Kornblume „eine der symbolträchtigsten Mittsommerpflanzen“. Ihr intensives Blau stellt den Innbegriff des Sommers dar. Ein Blau, das in der Pflanzensymbolik für alles Geistige steht. Außerdem ist die Kornblume auch „als Zeichen der Treue bekannt.“ Für Anita Buchriegler verkörpern somit Kornblumen die Freude des Lebens.
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Die symbolische Bedeutung der Nelke geht auf einen grausamen altgriechischen Mythos zurück. Einmal kehrte die griechische Göttin Artemis von einer erfolglosen Jagd zurück. Die erbarmungslose Göttin „traf auf einen Schalmei blasenden Hirten, dem sie vorwarf, durch sein Spiel das Wild verscheucht zu haben. Zur Strafe riss sie ihm die Augen aus und warf diese zwischen die Steine.“ Daraufhin verwandelten sich die Augen in leuchtende Blumen, um ewig an die verübte Bluttat und die Qualen des unschuldigen Hirten zu erinnern. Udo Beckers „Lexikon der Symbole“ zufolge, deutete man die Form der Blätter und Früchte von Nelken als „Nagel“. Die Nelke wurde „zum Symbol der Passion Christi“. Das bedeutet, sowohl die Heiden als auch die Christen verbinden die Nelken mit dem grausamen Tod. Rot gilt auch als die Farbe des Blutes. „Im Hebräischen haben die Worte Blut und Rot den gleichen Ursprung.“ Demnach assoziiert man seit geraumer Zeit in den volkstümlichen Vorstellungen die Nelke (insbesondere die rote Nelke) mit dem Blut, dem Leiden und dem Tot. Am 24. November 2015 fand in Wien eine konstituierende Gemeinderatssitzung statt. Dabei schmückten die Chrysanthemen die Grünen Abgeordneten, die Kornblumen verzierten die Abgeordneten der FPÖ und die roten Nelken zierten die Abgeordneten der SPÖ. Die Blumen aus alten Sagen sind somit im Rathaus erblüht. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob sich die Politiker der symbolischen Bedeutung dieser Blumen bewusst sind? |
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