✠Ritter-Sporn✠ Ausgabe März 2012 | Ritter - Sporn - Seite 2 | 14.03.2012 |
Und doch sind es Fremde, die sich begegnen - eine zwischenmensch- liche Beziehung KANN nicht so richtig statt finden, weil es sich lediglich um eine virtuelle Welt handelt, in der man nun wirklich nicht weiß, inwiefern man dem Gegenüber vertrauen kann oder nicht, besonders nachdem man ja nicht nur vermutet, sondern mit Sicherheit WEISS, dass nicht alles Gold ist, was im Internet so herrlich glänzt, und dass nicht immer hinter einem wunderschön klingenden Namen auch der ist, der er vorgibt zu sein. Doch - um nun auf den OPMC zu sprechen zu kommen - fanden sich in der virtuellen Welt Damen und Herren zusammen, um diesen Orden in der realen Welt des 21. Jahrhunderts ein Gesicht, ein Herz und eine Seele zu geben. Mindestens ein Mal im Jahr treffen sich die Ritter/Damen und Knappen/ Novizen dieses Ordens, um Grund- sätzliches zu besprechen und um wenigstens für diese wenigen Tage von der virtuellen Welt Abstand zu nehmen, um sich auf das Gemein- same, die Tugenden und die Tradition einzulassen um sich auf seine Wurzeln zu besinnen. Das bedeutet, einen Blick fast 900 Jahre in die Geschichte zurück zu riskieren, um Ansätze für ein ritterliches, tugendhaftes, christliches Leben in der Zukunft zu finden und zu begehen - gemeinsam, in Einheit. Dieses wiederum erfordert eine gemeinsame geistige und - da es sich um einen Orden handelt - auch geistliche Grundlage. Dazu soll nun auch diese Online-Zeitung dienen: Dem Austausch von Informationen. Diese Zeitung wird in Zukunft mehr auf den Orden OPMC zugeschnitten werden, und die einzelnen Beiträge sollen möglichst auch ausschließlich von Ordensangehörigen oder von unserem Orden nahe stehenden Vereinigungen, Institutionen und Freunden selbst verfasst werden. Es werden Rubriken (Ordensgeschichte, Bekanntmachungen/Entscheidungen des Generalkapitels) eingeführt werden. Ebenso eine Art "Familien-Ecke", in der Verlobungen, Hochzeiten, Geburten und Beerdigungen, und vielleicht auch Geburtstage eingetragen werden. Vor allem werden aber die Verlaut- barungen und Grußworte des Großmeisters hier veröffenticht werden. Die Redaktion des "Ritter-Sporn" legt aber SEHR großen Wert auf EURE Mitarbeit: Bilder, Artikel, Kommentare, Stellungnahmen, ... einfach alles, was Eurer Meinung nach in Euer eigene Ordens-Online-Zeitung gehört! Das "Ritter-Sporn"-Redaktionsteam. |
Mit brennender Sorge, Mit diesen Worten beginnt die einzige Enzyklika eines Papstes (deren Originaltext übrigens auf Deutsch erschien), in welcher der Nationalsozialismus sowie dessen dazugehörige Ideo- logie laut und deutlich verurteilt wurde: "Mit brennender Sorge und steigendem Befremden be- obachten Wir seit gerau- mer Zeit den Leidensweg der Kirche, die wachsende Bedrängnis der ihr in Ge- sinnung und Tat treubleibenden Bekenner und Bekennerinnen inmitten des Landes und des Volkes, dem St. Bonifatius einst die Licht- und Frohbotschaft von Christus und dem Reiche Gottes gebracht hat. …" Sie wurde von ihrem Verfasser Pius XI. am 14. März veröffentlicht und stellt ein zeitloses Dokument (hier der vollständige Text) gegen Rassismus, Nationalismus, Führerkult und Fremdenfeindlichkeit dar. Die Ausgangslage: Ausgangspunkt für das Schreiben war die Lage der Katholischen Kirche im nationalsozialistischen Deutschland nach dem Abschluss des Reichskonkordats aus dem Jahre 1933. Sie war durch die umfangreichen Maßnahmen der "Gleichschaltung" bedroht, kirchliches Leben wurde massivst behindert und die Sorge der Bischöfe wuchs. Als sich der Konflikt zwischen der Regierung des Deutschen Reiches und der Katholischen Kirche verschärfte, entschloss sich Papst Pius XI., basierend auf einem Entwurf des Münchener Erzbischofs Michael Kardinal von Faulhaber sowie des damaligen Nuntius in Deutschland, Eugenio Pacelli (des späteren Papst Pius XII.), in Form einer Enzyklika an die ganze Weltkirche dem NS-Regime seine Grenzen aufzuzeigen. In einer buchstäblichen "Nacht-und-Nebel-Aktion" wurden schließlich 300.000 Exemplare der Enzyklika vorbei an der Gestapo am 12.März 1937 ins Dritte Reich geschmuggelt und von der Kanzel verlesen; sie schlug ein wie eine Bombe. Wichtige Aussagen der Enzyklika: Pius XI. bezeichnet das grundsätzliche Verhalten der Reichsregierung als "Machenschaften, die von Anfang an kein anderes Ziel kannten als den Vernichtungskampf". Er erklärt außerdem die neuheidnischen Tendenzen und den unverhohlenen Rassismus der NS-Ideologie als unvereinbar mit dem christlichen Gottes- und |
Menschenbild:"Dieser Gott hat in souveräner Fassung Seine Gebote gegeben. Sie gelten unabhängig von Zeit und Raum, von Land und Rasse.
So wie Gottes Sonne über allem leuchtet, was Menschenantlitz trägt, so kennt auch Sein Gesetz keine Vorrechte und Ausnahmen. Regierende und Regierte, Gekrönte und Ungekrönte, Hoch und Niedrig, Reich und Arm stehen gleichermaßen unter Seinem Wort…"
Bei dieser Gelegenheit lässt es Pius XI. auch nicht an deutlichen Worten gegenüber einer Abwertung des Erbes des Alten Testaments (“Wer die biblische Geschichte und die Lehrweisheit des Alten Bundes aus Kirche und Schule verbannt sehen will, lästert das Wort Gottes, lästert den Heilsplan des Allmächtigen, macht enges und beschränktes Menschendenken zum Richter über göttliche Geschichtsplanung. Er verneint den Glauben an den wirklichen, im Fleische erschienenen Christus, der die menschliche Natur aus dem Volke annahm, das ihn ans Kreuz schlagen sollte…”) sowie dem Führerkult (“Wer in sakrilegischer Verkennung der zwischen Gott und Geschöpf, zwischen dem Gottmenschen und den Menschenkindern klaffenden Wesensunterschiede irgend einen Sterblichen, und wäre er der Größte aller Zeiten, neben Christus zu stellen wagt, oder gar über Ihn und gegen Ihn, der muß sich sagen lassen, daß er ein Wahnprophet ist, auf den das Schriftwort erschütternde Anwendung findet: Der im Himmel wohnt, lachet ihrer.”) mangeln.
Ferner wehrt er sich gegen nationalkirchliche Tendenzen und betont vielmehr, dass nur eine um den Papst geeinte, sich auf sich selbst besinnende, jede Veräußerlichung und Verweltlichung abstreifende, mit den Geboten ernst machende, in Gottes- und Nächstenliebe sich bewährende Christenheit der Welt Vorbild sein könne.
Die Folgen:
Unmittelbar nach der Verlesung der Enzyklika von den deutschen Kanzeln kam es zu ersten Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Zwölf Druckereien, die am Druck und der Verbreitung der Enzyklika beteiligt gewesen waren, wurden entschädigungslos enteignet. Eine Reihe von Klöstern und Bekenntnisschulen sowie mehrere theologische Fakultäten und Hochschulen mussten schließen. In der Folge wurden 1937/38 die privaten katholischen Schulen aufgelöst oder vom Staat übernommen. Die Geistlichkeit durfte in Volks- und Berufsschulen keinen Religionsunterricht mehr erteilen; außerdem wurden die meisten Organisationen – vor allem die Jugendverbände – bis 1939 aufgelöst, ihre Publikationen verboten und ihr Vermögen konfisziert. Pius XI. starb 1939, sein Nachfolger Pius XII. musste schließlich bis zum Ende des NS-Regimes 1945 die Katholische Kirche durch die düsteren Zeiten des Zweiten Weltkrieges und der Shoah lenken.
Das Erbe von “Mit brennender Sorge” besteht vor allem darin, dass Pius XI. nicht nur dem NS-Staat oder der eigenen Kirche, sondern vielmehr der gesamten Menschheit ins Stammbuch schrieb, dass Rassismus, Antijudaismus, Nationalismus, Führerkult und Fremdenfeindlichkeit nichts aber auch gar nichts mit dem Christentum zu tun haben. Außerdem erteilt er nationalkirchlichen Bestrebungen im deutschsprachigen Episkopat eine klare Absage, nur in Einheit mit Rom kann Kirche katholisch und somit sie selbst sein. Alles Aspekte, die diese Enzyklika zeitlos und teilweise gar frappierend aktuell werden lassen.
„Wer glaubt, ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.“
Albert Schweitzer
Dieser erste "Ritter-Sporn" ist gewidmet
✠ Jacques de Molay
23. Großmeister des Tempelritterordens
(1292 - 1314)
hingerichtet in Paris vor 698 Jahren
- am 18. März 1314
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