„So ruhig wors ned amal bei uns beim Heurign des Wochenend“, Alt-Bürgermeister Carlos Sch. spürte die knisternde Spannung im Saal, als die frisch angelobten Gemeinderäte zur Vize-Bürgermeister-Wahl antraten. Bis zuletzt war nicht bekannt ob die ÖVP, die mit zehn Mandaten immer noch die stärkste Kraft im Gemeinderat ist, weiterhin auf die Unterstützung von Rudolfo Sch. vertrauen konnte. Um Punkt 20 Uhr eröffnet der blaue Polit-Dinosaurier die Sitzung und die Gemeinderäte nahmen Platz. Neo-Bürgermeister Marcus B. spielte noch das letzte Level auf seinem Nintendo DS fertig, nahm einen großen Schluck von seinem Kakao und begrüßte die 3.000 Zuhörer, die der spielerischen Facebook-Einladung der SPÖ gefolgt waren. Doch das war es schon mit der friedlichen Idylle. Patrice E., in einer neuen roten Bundesheer-Uniform (anscheinend eine Einzelanfertigung), übernimmt das Wort und wiederholt seine Forderungen aus der Vorwoche. Alle Parteien sollten vertreten sein. Die ÖVP und SPÖ sollten jeweils zwei, die Bürgerliste, FPÖ und das geplante Asylantenheim in der neuen Siedlung sollten jeweils einen geschäftsführenden Gemeinderat stellen. „Die absolute Mehrheit ist abgewählt worden“, führt Patrice E. weiters aus und verdeutlichte dies nochmals eindrucksvoll mit dem Aufbau von farbigen Spielfiguren. Nachdem er es nach 20 Minuten schaffte, mit 4 Figuren das Ziel zu erreichen, ging die Sitzung weiter. Auch Joseph D., von seinen Anhängern liebevoll der „Chuck Norris“ Zellerndorfs genannt, fand passende Worte zur derzeitigen Gemeindepolitik: „Wir lossn uns sicha net zu wos verpflichtn. Wir san jo net do zum Mitarbeiten. Unsrre Aufgabe ist es andere zu kritisiern und Fehler bei erna zu finden. So wie wir des ah beim Schulaufzug bewiesen ham. I kanns imma no ned glauben, das der bis ins oberste Stockwerk fohrt“. Nachdem er noch einen Kilogramm Nüsse verdrückte, welche von der letzten Wahl übrig geblieben waren und erstaunlicherweise noch nicht ranzig waren, nahm er wieder gestärkt Platz. Rudolfo Sch. ergriff nun das Wort: „Ich habe das Ganze nicht gewollt. Das ist wie ein Kampf.“ Er berichtet von einem Gemeinderat, der gesagt habe: „Wenn ich mit der ÖVP mitmache, dann lasse er meinen Facebook-Account wie den von da Anna Torberg sperren. De Arme kann jetzt gar nimmer Candy Crush spielen. Denkt denn kaner an ihren Highscore?.“ Ernest M. unterbricht plötzlich die Sitzung: „Ich ersuche, zum Ende zu kommen, die Vorstadtweiber fangen bald an.“ Nun ging es um die Wurst. Die ÖVP schlug eben genannten Ernest M. vor, die SPÖ schickte wie in der Vorwoche Patrice E. ins Rennen. Die angelobten Gemeinderäte schritten zu den sanften Klängen von Rammstein zur Wahl: ÖVP und FPÖ stellten sich mit elf Stimmen hinter Ernest M., Rot und die Bürgerliste unterstützten mit ihren zehn Stimmen sowie 8 Spielfiguren Patrice E. Das verärgerte den Wahlverlierer fürchterlich: „Des waren vorher no 16 Figuren, wo san de schon wieder hin. De ham sicher de Schwarzen. Ruckts as aussa, sunst wird die Sitzung net weitergehen.“ Stille folgte. Der SPÖ blieb nur noch „ein letztes Mittel“, nämlich: der Auszug aus dem Gemeinderat. Die nächste Sitzung wurde auf 16. März 2020 verschoben. Die ÖVP feierte ihren Sieg ausgelassen, wie frisches Bildmaterial bestätigt. |
Die Zellerndorfer Tagespresse |
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Online-ZeitungAusgabe 1 |
Satire-Zeitung |
16.03.2015 |
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