"An keinem Ort ist die Medizin ehrlicher als im OP-Saal" Fast jeder Deutsche wird diesen Ort mindestens einmal erleben: Der OP. An kaum einem anderen Ort treffen High Tech und traditionelles handwerkliches Können direkter aufeinander – chirurgische Eingriffe gehören heute zu den sichersten Prozeduren in der Medizin. Die Operative Medizin hat die Moderne Medizin mehr verändert als jeder andere Teilbereich. Die Möglichkeit, den Menschen im Rahmen einer sicheren Narkose zu operieren, gehört zu den größten medizinischen und medizintechnischen Leistungen überhaupt. Die Selbstverständlichkeit, mit der wir uns heute einem operativen Eingriff aussetzen lässt zu oft vergessen, welche Fortschritte notwendig waren, den modernen OP-Saal und die moderne operative Medizin zu dem werden zu lassen, was er heute ist. Was für die Medizin allgemein gilt, gilt insbesondere für die Frauenheilkunde, denn: Die klinische Frauenheilkunde ist vor allem ein operatives Fach. Der häufigste operative Eingriff weltweit ist der Kaiserschnitt. Die zweithäufigste Operation – für viele überraschend – ist die Hysterektomie, die Entfernung der Gebärmutter. Brustkrebs und Gebärmutterkrebs gehören weltweit zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen – der wichtigste Behandlungsansatz in beiden Fällen ist die Operation. Arzt – Onkologe – Operateur, so beschreibt sich Prof. Dr. med. Sven Becker, seit zwei Jahren neuer Direktor der Universitäts-Frauenklinik Frankfurt und einer der führenden laparoskopischen und onkologischen Operateure in Deutschland und Europa. „Die operative Medizin - und damit die operative Frauenheilkunde - gehört zu den spannendsten Bereichen der heutigen Medizin“, meint Chefarzt Prof. Becker, der seine medizinische Ausbildung neben Deutschland auch in Frankreich, Spanien und Japan absolvierte, und der seine fachärztliche Weiterbildung an der international renommierten Johns Hopkins Universitätsklinik in Baltimore, USA, sowie an der größten deutschen Universitätsfrauenklinik in Tübingen komplettierte. „An keinem Ort ist die Medizin ehrlicher als im OP-Saal. Die Probleme sind konkret. Die Lösungen immer wieder eine Herausforderung. Am OP-Tisch zählt nur die jahrelange Erfahrung, die technische Fertigkeit, die Fähigkeit, das OP-Team auch in kritischen Situation ruhig weiterzuführen und die Entschlossenheit, für jede Patientin das bestmögliche Ergebnis zu erzielen“, erläutert Prof. Becker. „Alles außer 100%igem Perfektionismus ist hier unzureichend. Das macht aus dem OP einen Ort, der nicht für jeden geeignet ist.“ Die Menschlichkeit und Zuwendung, die den guten Arzt auszeichnet, und die sich in langen Aufklärungs- und Beratungsgesprächen offenbart, weicht im OP-Saal einer extrem künstlichen und hochtechnisierten Welt, in der jede Bewegung einstudiert ist und jede Zusammenarbeit tausendfach eingeübt wurde. |
Im Horizont der medizinischen Hintergründe Vorwort von Prof. Dr. Sven Becker
„Operative Medizin ist vor allem sprechende Medizin – der wichtigste Teil der Operation findet vor und nach dem eigentlichen Eingriff statt: Diagnose, Abwägen der Möglichkeiten, Abschätzen der Risiken, gemeinsame Entscheidung. Die häufigste Ursache für operative Komplikationen ist nicht das wegrutschende Messer, sondern eine Fehlentscheidung lange vor der eigentlichen OP.“ Während sich diese Grundsätze der operativ-chirurgischen Kunst seit fast 100 Jahren kaum verändert haben, haben die Techniken der operativen Medizin während der letzten 20 Jahre eine dramatische Revolution erlebt, die nur vergleichbar ist mit den Gründungsjahren der modernen Chirurgie Ende des 19. Jahrhunderts. „Besonders in der Frauenheilkunde hat ein unglaublicher Innovationsschub die verschiedenen operativen Bereiche immer anspruchsvoller gemacht: Onkoplastische Chirurgie für Brustkrebs, ultraradikale offene abdominale Onkochirurgie, die Einführung der Laparoskopie für praktisch alle Standardeingriffe bis hin zur laparoskopischen Onkochirurgie, die neuen Techniken der Beckenboden- und Inkontinenzchirurgie. Ein Operateur des Jahres 1990 könnte heute nicht einmal mehr 10% der technischen Herausforderungen an den operativen Frauenarzt erfüllen.“ Als wichtigste Triebfeder dieser chirurgischen Revolution in der Frauenheilkunde haben sich die minimal-invasiven Techniken erwiesen, die auch unter dem Namen ‚Laparoskopie‘, ‚Bauchspiegelung‘ oder ‚Schlüssellochchirurgie‘ bekannt sind. Die Möglichkeit, über eine kleine Optik in der Bauchhöhle stundenlange Eingriffe quasi am Monitor durchzuführen, inzwischen sogar innerhalb eines 3D-Bildes, haben eine völlig neue Art des Operierens geschaffen: Äußerste Präzision, minimaler Blutverlust und ein hohes Maß an anatomischer Ästhetik prägen heute die heranwachsenden Operateurinnen und Operateure schon vom ersten Tag. „Einen guten Operateur oder eine gute Operateurin heranzubilden braucht es 10 Jahre – nach der Facharztprüfung“ sagt Prof. Becker. „Erst dann besitzt man die notwendige Erfahrung und Expertise, mit jeder Situation fertig zu werden – und jeder Tag im OP bringt unerwartete Herausforderungen.“ |
In den besten Momenten herrscht im OP eine profesionelle aber ausglassene Stimmung. Wenn die OP gut läuft, ist auch Hintergrundsmusik möglich, nicht-medizinische Gespräche bei denen sich der Laie wundern würde – für die vielen Mitarbeiter im Operationssaal ist die Extremsituation Routine. Anästhesisten, Anästhesiepfleger, Instrumenteure und die Operateure der Frauenheilkunde bilden ein im Idealfall eingespieltes Team und es ist faszinierend zu beobachten, wie im Ernstfall plötzlich die Musik verschwindet, die Gespräche verstummen und in einem abgestimmten „Team-Effort“ die – oft unerwartete – Schwierigkeit gemeistert wird. Summiert man die Berufserfahrung eines solchen OP-Teams kommt man leicht auf über 100 Berufserfahrungsjahre. „Die deutsche operative Medizin – und das gilt auch für die operative Frauenheilkunde – gehört zu den besten der Welt. Dieses Privileg sollte jedem klar sein, denn keine weiß, wer als nächste in den OP muss. Dann ist man dankbar, wenn dort jemand mit 20 Jahren Berufserfahrung steht: Im aktuten Moment kann kein Geld der Welt diese ärztliche Erfahrung herstellen.“ An der Universitäts-Frauenklinik werden in neu eingerichteten, integrierten High-Tech OP-Sälen der Firma Olympus Patientinnen aus aller Welt operiert. „Im OP zählt nur Kompetenz und Können – diese Ehrlichkeit an einem sonst völlig künstlichen Ort ist die Essenz der operativen Medizin und hört nicht auf mich jeden Tag aufs Neue zu faszinieren," so Becker.
Prof. Dr. Sven Becker ist Onkologe, Gynäkologe und Geburtshelfer. Er studierte an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. 2006 habilitierte er sich an der Universitätsfrauenklinik Tübingen mit der Arbeit „Tumorzelldissemination und Tumorzellpersistenz beim Mammakarzinom – Einfluss der systemischen Therapie und Charakteristika der dissminierten Zellen“. Seit dem 1. Juli 2012 ist er ordentlicher Universitätsprofessor (W3) und Direktor der Frauenklinik der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sven Becker ist verheiratet und hat zwei Kinder. IMPRESSUM Herausgeber: JANE UHLIG PUBLIKATIONSWESEN Redaktionsleitung: Jane Uhlig
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