Altenburger Jubiläumszeitung - Literatur

Für Anfang kommenden Jahres hat sein Verlag die deutsche Übersetzung des neuen Kriminalromans von J. Oldcastle angekündigt. Es dürfte ein Weltbestseller werden, denn wie Dan Brown mit seinen Thrillern das Bildungsbürgertum erreicht, indem er seine Romane mit kulturellen Wissen aufgeladen hat, hat auch Oldcastle die strenge Form des „Krimis“ mit Verbrecherjagd und Aufklärung aufgegeben zugunsten einer Mischung aus klassischen Bildungsroman, Thriller und einem Ausgang, der auf philosophische Weise unsere Welt und ihre Ordnung in Frage stellt – ohne dabei Dan Browns blumiger Metaphorik zu verfallen.

Oldcastles „Held“ fällt schon im Vorschulalter durch sein gutes Gedächtnis auf. So nervt er z.B. die Erwachsenen, indem er ihnen immer wieder strahlend alle Namen von Pippi Langstrumpf aufsagt: ..., die man ihm nur einmal vorgelesen hatte.

Als er selber lesen kann, bevorzugt er Krimis. Später macht er ein Vermögen, indem er auf gerissene Weise die Möglichkeit ausnutzt, die der berühmte Strafrechtler Joh. Altenburg in seinem Standardwerk über „Unlauterkeit“ an der Grenze der Legalität aufzeigt.

Dies Vermögen nutzt er zu ausgedehnten Reisen, die es ihm ermöglichen, seine Begabung zur Erfassung und Gestaltung von Landschaftsbildern zu beweisen. Wie schon in früheren Romanen Oldcastles spielen an entscheidenden Stellen immer wieder Schachpartien eine Rolle, an denen der klare Verstand seines Protagonisten deutlich wird, seine Erfahrungen mit Sektkorken auf die Werbekampagnen von Whiskey Destillerien zu übertragen, wollen wir dem Leser nicht verraten.

Manches bleibt auch offen, denn der Ausgang des Romans geht über ein psychologisches Portrait des Helden hinaus, der letztlich undurchschaubar, unerklärlich bleibt – wie die Welt, in der er lebt. Hier scheint uns eine Nähe zu den rätselhaften Romanen des Nobelpreisträgers Coetzee zu bestehen.

Die Sprache ist nüchtern, knapp und genau.

Unbedingt zu empfehlen! ia

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