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1899 Hoffenheim hat im Abstiegskampf die Notbremse gezogen und wagt sieben Spieltage vor dem Saisonende den kompletten Neuanfang. Der Fußball-Bundesligist entließ am Dienstag sowohl Trainer Marco Kurz als auch Manager Andreas Müller. Neuer Coach wird Markus Gisdol, bis Dezember Assistent von Huub Stevens bei Schalke 04. Er ist nach Markus Babbel, Frank Kramer und Kurz bereits der vierte Verantwortliche auf der Trainerbank der Hoffenheimer in dieser Saison. Am heutigen Dienstag wird Gisdol um 14 Uhr auf einer Pressekonferenz vorgestellt, um 15 Uhr leitet er zum ersten Mal das Training. Müllers Nachfolge soll nach "Kicker"-Informationen zumindest vorübergehend der bisherige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Alexander Rosen, übernehmen. Den beiden Schalker "Euro-Fightern" Kurz und Müller wurde damit ausgerechnet eine Niederlage bei ihrem Ex-Klub zum Verhängnis. Ihre Bilanz war auch schon vor dem 0:3 auf Schalke erschreckend gewesen. Müller, der am 18. September den vakanten Managerposten übernahm, um den damaligen Trainer Markus Babbel zu entlasten, bekam die Probleme nicht in den Griff. Unter dem im Winter gekommenen Kurz rutschte Hoffenheim vom Relegationsplatz auf den direkten Abstiegsrang ab. Statt wie im Januar drei Punkte Vorsprung auf Rang 17 hat die TSG nun vier Zähler Rückstand auf Platz 16.
Schwaches Bild bei Wiese-Personalie
Vor allem in der Personalie Tim Wiese gab Hoffenheim ein schwaches Bild ab. Der ehemalige Nationaltorhüter war im Winter aus dem Team genommen worden, weil er angeblich geschützt werden sollte. Anfang März wurde er aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader genommen, erst am Montag durfte er wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. Gisdol ist bei 1899 kein Unbekannter. Er war von Hoffenheims Ex-Trainer Ralf Rangnick als Coach der 2. Mannschaft verpflichtet worden und betreute diese von 2009 bis März 2011. Er stieg mit der Mannschaft in die Regionalliga Süd auf. Bei seinem Abschied sagte er damals: "Hoffenheim ist ein besonderer Klub. Ich hatte eine super Zeit, an die ich gerne zurückdenke, und habe mich hier sehr wohlgefühlt." Dann folgte er Rangnick nach Schalke, wo er auch unter Stevens Co-Trainer blieb. Bei dessen Entlassung galt Gisdol kurzzeitig auch als Kandidat auf den Posten des Chefcoach, musste aber im Zuge der Amtsvergabe an Jens Keller gleich mit gehen. "Mit der Ernennung von Jens Keller wollten wir eine klare Hierarchie haben. Das wäre mit Markus Gisdol nicht unbedingt möglich gewesen", erklärte Schalkes Manager Horst Heldt.
Müller boxte seinen alten Spezi durch
Der 43-Jährige, angeblich vom früheren Hockey-Nationaltrainer und heutigen Direktor Sport und Nachwuchsförderung Bernhard Peters gefördert, war schon im Winter einer von drei TSG-Kandidaten in der Endauswahl. Damals entschieden sich die Kraichgauer aber für Kurz, obwohl dieser bei seiner letzten Station beim 1. FC Kaiserslautern vor seiner Entlassung zehn Spiele nacheinander ohne Sieg geblieben war. Müller boxte seinen alten Spezi durch – eine Entscheidung, die ihn nun selbst zu Fall brachte. Gisdol wird nach Klub-Angaben auch "mit dem beschlossenen Neuaufbau über die laufende Saison hinaus betraut" und demnach auch einen für die 2. Liga gültigen Vertrag erhalten. Geschäftsführer Jochen Rotthaus sagte der "Welt": "Es geht darum, ihn langfristig an den Verein zu binden. Es ist der Versuch, die letzte Kurve nehmen zu können, also doch noch den Klassenerhalt zu schaffen. Es ist aber auch ein perspektivischer Schritt. Ein deutliches Signal, dass wir wieder Kontinuität reinbringen wollen. Ich gehe fest davon aus, dass das mit den jetzt handelnden Personen geschehen wird. Sie bekommen auch die Zeit dafür." Neben Müller und Kurz wurde auch der bisherige Co-Trainer Günther Gorenzel am Dienstag entlassen. |
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